Abteilungsordnung

Abteilungsordnung der Abteilung Karate und Kobudo
im ESV München

ESV München Karate + Kobudo

Meister Ginchin Funakoshi, der Urvater des heutigen Karate, hat 20 Regeln des Karate-do überliefert. Sie sollen die mentalen und körperlichen Fähigkeiten eines Schülers fördern. Gerade die Stärkung der mentalen Aspekte mache aus Karate mehr als nur Kampfkunst.
Einige dieser 20 Regeln sollen Grundlage für den Karate-do der Karate- und Kobudo-Abteilung im ESV München sein.

  1. Vergiss nie: Der Weg des Karate beginnt und endet mit Respekt (rei)
    Ohne rei herrsche Chaos, heißt es. Wir wollen uns gegenseitig achten und schützen (vor Verletzungen). Das schließt die Achtung vor dem Lehrer, der Lehrer untereinander und auch die Achtung vor dem Trainingspartner ein. Der Schüler achtet auf den Lehrer, der Lehrer auf den Schüler.
  2. Im Karate gibt es keinen Erstschlag
    Wir wollen nicht unbesonnen handeln, sondern ruhig bleiben, auch in kritischen Situationen. Es gilt die körperlichen und technischen Fähigkeiten sowie den Mut und das Selbstvertrauen zu stärken, aber die Angriffslust zu zügeln.
  3. Karate geht über das Training hinaus
    Auch nach dem Training begegnen wir uns mit Respekt und Höflichkeit. Wir vermeiden Streit und suchen den Ausgleich. Wir suchen einvernehmlich nach Lösungen.
  4. Karate ist wie kochendes Wasser: Ohne Hitze fällt es in einen lauwarmen Zustand zurück
    Üben ist, einen Wagen einen Berg hinaufzuschieben. Hörst du auf, rollt der Wagen rückwärts. Wichtig ist deshalb ein kontinuierliches Training. Ziele des Trainings ist auch die Förderung der Beweglichkeit, der Kraft und der Kondition (Fitness), dabei darf die Gesundheit allerdings nicht leiden. Der Erhalt der Gesundheit steht über allem, da nur dann ein kontinuierliches Training möglich ist. Das Training nimmt auf die Fähigkeiten und die Konstitution der Übenden Rücksicht. Jeder Trainer ist für sein Training (selbst) verantwortlich, er gestaltet das Training.
  5. Denke nicht ans Gewinnen, sondern versuche, nicht zu verlieren
    Genwa Nakasone, ein Zeitgenosse Funakoshis, schreibt in seinen Kommentaren zu den 20 Regeln, die von Funakoshi gelesen und genehmigt wurden: „Jene geistige Einstellung, die nur das Gewinnen erwägt, erzeugt unweigerlich übergroßen Optimismus, aber auch Ungeduld und schlechte Laune. Übende, die nur ans Gewinnen denken, verlieren ihren Sinn für Demut. Sie missachten die Menschen um sich herum, was ihnen viele Feinde machen kann.“
    Wir wollen mit Freude und in freundschaftlicher Atmosphäre trainieren. Wir wollen von Karate begeistern, integrieren und offen bleiben. Wir akzeptieren auch andere Wege.
  6. Führe die Formen – Kata – exakt aus. Der wirkliche Kampf findet auf einer anderen Ebene statt.
    Grundlage unseres Trainings ist Shotokan-Karate und Okinawa Kobudo. Die Kata steht dabei im Mittelpunkt des Trainings. Sie beinhaltet die Techniken, die aus der Vergangenheit weitergegeben wurden. Meister Yasutsune Itosu: „Die Kata sind so zu erhalten, wie sie sind, ohne sie auszuschmücken.“ Und Genwa Nakasone: „Im tatsächlichen Kampf jedoch nützt es nichts, sich von den Ritualen der Kata behindern oder fesseln zu lassen. Dort sollte der Übende die Kata hinter sich lassen und frei auf die Stärken und Schwächen des Gegner reagieren.“ Neben der Tradition verschließen wir uns deshalb nicht von Einflüssen von außen, lassen uns inspirieren, ohne den Weg des Shotokan-Karate-do zu verlassen beziehungsweise wieder auf den Weg des Shotokan-Karate-do zurückzukehren. Für die Praxis entwickeln wir Techniken weiter und interpretieren die Kata entsprechend der Situation (Bunkai), ganz im Geist der letzten Regel Funakoshis stets aufmerksam, gewissenhaft und erfinderisch auf seinem Weg zu sein.

München, den 12. Dezember 2015